Hier erfahren Sie die aktuellen News der Wirecard-Insolvenz von Fachanwälten der Siegburger Kanzlei GÖDDECKE RECHTSANWÄLTE | E-Mail: info@rechtinfo.de - Telefon: 02241/17330
Wirecard, einst als FinTec-Aufsteiger gefeierter Börsenliebling, stürzte so schnell und radikal ab, dass viele sich fragten, wie das passieren konnte. Wirecard kannte viele Jahre nur den Weg nach oben und die Visionen des Konzernlenkers Braun wurden immer wieder von dem enormen Wachstum gestützt.
Zum Geschäft des Unternehmens. Was war die Geschäftsidee, die so schnell zum Erfolg führte und dem Unternehmen einen Platz in dem wichtigsten deutschen Börsenindex DAX bescherte? Einfach und zusammenfassend gesagt, kümmerte sich das Unternehmen um die technische Abwicklung von Zahlungsvorgängen, sodass beispielsweise Händler nicht mehr mit einzelnen Anbietern (Paypal usw.) Verträge abschließen mussten. Wirecard bündelte diese Vorgänge in einem weltweiten System. Nicht zuletzt zählten – um nur zwei zu nennen - die Fluggesellschaft KLM und der Kreditkartenanbieter VISA zu den Kunden von Wirecard.
Diese einmalige Wachstumsgeschichte bekam erste Kratzer, als Journalisten der „Financial Times“ dem Unternehmen unter anderem Geldwäsche und frisierte Bilanzen vorwarfen. Wirecard hingegen ging in die Offensive und warf den Journalisten ihrerseits Marktmanipulation vor und fand mit dieser Version sogar Fürsprecher bei der deutschen Bankenaufsicht BaFin.
Erst als Wirtschaftsprüfer dem Unternehmen ein vernichtendes Gutachten erstellen und Testate verweigern, kommt die Kugel auf dem Weg nach unten ins Rollen.
Die folgende Chronik beleuchtet den Werdegang von Wirecard von 1999 bis Juni 2020.
1999
Gründung der Wirecard AG mit Sitz in Aschheim bei München
2008
Die Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre (SdK), vertreten durch Carsten Straub, beschuldigt das Unternehmen auf deren Hauptversammlung, dass die Bilanzierung intransparent sei.
2015
Wirecard tritt an Stelle der Commerzbank in den DAX
April 2019
Die BaFin setzt - wegen verspäteter Veröffentlichung eines Finanzberichts – gegen Wirecard ein Bußgeld in Höhe von 1,52 Millionen Euro fest.
September 2019
Wirecard platziert die erste Investment-Grade-Anleihe bei institutionellen Investoren. Die Anleihe ist zweifach überzeichnet. Wirecard erhält von der Ratingagentur Moody’s ein Rating von Baa3 (Emittenten- und Emissionsrating).
April 2020
KPMG legt die Ergebnisse seiner forensischen Untersuchung vor. Wirecard teilt in einer Pressemeldung mit, dass keine belastenden Belege für Bilanzmanipulationen gefunden wurden. Alle Prüfberichte für den Zeitraum 2016 bis 2018 hätten keinen Korrekturbedarf ergeben.
Februar und Mai 2020
Wirecard veröffentlicht einen Report mit den Daten der Geschäftsjahre 2013 und 2018. Der Geschäftsbericht 2020 soll am 18. Juni 2020 veröffentlicht werden. Ergebnis: Der Cashflow entwickelt sich parallel zum Umsatz: Wirecard ist ein finanziell solides Unternehmen.
18. Juni 2020
Der Vorstand von Wirecard gibt bekannt, dass die Abschlussprüfer von Ernst und Young (EY) für den Jahresabschluss 2019 aufgrund unberechtigter Bankbetätigungen die Prüfung nicht abschließen können. Laut EY besteht der Verdacht, dass dem Wirtschaftsprüfer von Treuhändern oder den beteiligten Banken falsche Salden in betrügerischer Absicht übermittelt worden seien. Es wird vermutet, dass Wirecard in einem Betrugsfall zum Geschädigten geworden sei.
22. Juni 2020
Wirecard teilt mit, dass Salden auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro höchstwahrscheinlich nicht existieren. Diese Summe war in der Bilanz als Aktivposten ausgewiesen worden.
BaFin-Chef Hufeld räumt Fehler bei der Aufsicht ein und weist aber darauf hin, dass die BaFin formal nur Durchgriffsrechte in die Wirecard-Bank und nicht den gesamten Wirecard-Konzern habe.
23. Juni 2020
Aufgrund einer Anzeige der BaFin wird der Geschäftsführer von Wirecard, Markus Braun, von der Staatsanwaltschaft München I verhaftet.
25. Juni 2020
Wirecard stellt Antrag auf Insolvenz.
Die BaFin setzt einen Sachverwalter für die Wirecard-Bank ein. Die Bank soll vom Mutterkonzern abgespalten und damit vom Insolvenzverfahren ausgenommen werden.
EY erklärt, dass es bei Wirecard klare Anzeichen für betrügerische Absprachen, Dokumentenfälschung und gezielte Täuschung der Öffentlichkeit gibt.
BaFin-Chef Hufeld räumt Fehler bei der Aufsicht ein und weist aber darauf hin, dass die BaFin formal nur Durchgriffsrechte in die Wirecard-Bank und nicht den gesamten Wirecard-Konzern habe.
26. Juni 2020
Die EU-Kommission beauftragt die ESMA bis Mitte Juli 2020 einen Bericht über die Finanzaufsicht im Falle von Wirecard vorzulegen.
28. Juni 2020
Gegen EY sind Klagen erhoben worden.
Beitrag vom 15.07.2020